Nach wie vor hält die Faszination des sagenumwobenen Mythos um Mozarts Requiem an. Noch unklarer ist die Entstehung der 40. Symphonie- unumstritten jedoch ihr leidenschaftlicher Ausdruck und ihre packende Emotionalität. Rinaldo Alessandrini und der Chor des Nationaltheaters sorgen für ein tröstend-bewegenden Saisonabschluss, erstmals im Rahmen des Mannheimer Sommers.
Das todgeweihte Genie Wolfgang Amadeus Mozart schreibt noch im Krankenbett ein Requiem für sich selbst – um kein anderes Werk der Musikgeschichte ranken sich derart düstere Mythen und Legenden. Die wahren Umstände werden bereits während der Entstehung bewusst verschleiert: Graf Franz von Walsegg ordert bei Mozart eine Totenmesse zum Gedenken an seine verstorbene Frau. Da er das Werk als seine eigene Komposition ausgeben möchte, lässt er den Auftrag anonym versenden. Doch bevor das Requiem vollendet ist, stirbt Mozart und hinterlässt seine Familie in finanzieller Not. Um das restliche Honorar zu erhalten, beauftragt seine Witwe Constanze andere Komponisten mit der Fertigstellung. Schließlich erweitert Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr die Skizzen zu der heute bekanntesten Fassung. Mit gefälschter Unterschrift wird das vermeintlich von Mozart vollendete Requiem an den Grafen von Walsegg übergeben. Süßmayrs ergänzte und neu komponierte Sätze fügen sich einwandfrei mit dem geheimnisvollen Fragment zu einem großartigen Meisterwerk zusammen.
Zum Abschluss der Saison kombiniert Rinaldo Alessandrini, Spezialist für historische Aufführungspraxis, Mozarts Requiem mit dessen 40. Symphonie. Die Umstände der Entstehung und Uraufführung sind ähnlich rätselhaft wie die des Requiems. Ohne Auftrag komponiert Mozart 1788 seine drei letzten Symphonien in weniger als acht Wochen. Durch seinen Umzug in einen Wiener Vorort erhofft er sich Ruhe, denn er befindet sich in einer beruflich und finanziell schwierigen Lage. Der Charakter der Symphonie wird von der melancholischen g-Moll-Tonart geprägt. Durch ihren leidenschaftlichen Ausdruck, der bereits im berühmten Anfangsthema spürbar ist, zeigt sie neben ihrer kompositorischen Komplexität auch eine besondere emotionale Tiefe.
(Im Rahmen des Mannheimer Sommer 2026)