Königin der Instrumente sei sie, erhaben, gewaltig und solitär. Nirgends sonst genießt die Orgel wohl solches Ansehen wie in Frankreich, wo die Organisten der großen Pariser Kirchen Kultstatus besitzen und ein Personalwechsel zum gesellschaftlichen Großereignis wird. Eine Verbindung von Orgel und Orchester indes schien lange Zeit undenkbar, spätestens seit Altmeister Berlioz in gewohnt bissiger Manier deren Unvereinbarkeit in seinem Standardwerk Grand traité d’instrumentation et d’orchestration modernes festgeschrieben hat. Tatsächlich stellt sich die Frage, wozu es angesichts von bis zu 115 Registern und über 8000 Pfeifen eigentlich noch eines Orchesterapparates bedürfe … Verständlich also, dass der gut 50-jährige Saint-Saëns zunächst seine liebe Müh und Not mit dem Franz Liszt gewidmeten Werk hat. Dann aber packt ihn das Komponierfieber, und er erschafft eine ungeheuer klangschöne Welt, in der Sentiment, Dies Irae und Choralmelodien einander in süßer Harmonie ergänzen. Christian Schmitt, der das Werk mit den bedeutendsten Orchestern interpretiert hat, kommt nach Mannheim mit seiner eigenen Orgel im Gepäck – Logistik der Superlative!
Es ist schon ein Rätsel – wie kann sich Ravels Boléro diese naive Unverfrorenheit bewahren, wo er doch vom Handyklingelton bis hin zur Fahrstuhlmusik allgegenwärtig ist? Vielleicht ist dies das Geheimnis wahrhaft großer Kunst: Wir werden ihrer nie überdrüssig, Wiederholung wird zu Erinnerung – und ruft ein kleines Lächeln hervor. Nur konsequent, den Abend mit Poulenc zu starten, diesem genialen Luftikus, dessen Musik oft klingt wie eine laue Sommernacht an der Côte d’Azur. Wenn man den Meister nach dem „Warum“ fragt, so antwortet dieser: „Don’t analyze my music – love it!“