Eindrucksvolle Naturstimmungen und Volkstänze charakterisieren sowohl Edvard Griegs Klavierkonzert als auch Beethovens sechste Symphonie. Mächtige Fjorde an der Küste Norwegens stehen einer dörflichen Idylle und Demut vor der Natur gegenüber.
„Schwarzbrot“, kombiniert mit „Austern und Kaviar“, so beschreibt Edvard Grieg seine Verschmelzung norwegischer Volksmusik mit der Kunstmusik. Tatsächlich weckt sein Klavierkonzert Assoziationen an die Landschaft und Traditionen seiner Heimat. Damit unterscheidet er sich deutlich von seinem Vorbild Robert Schumann, dessen Klavierkonzert er in Leipzig durch eine Aufführung mit Clara Schumann kennengelernt hat. Mit gerade einmal 25 Jahren beginnt Grieg die Komposition in derselben Tonart a-Moll. Die Uraufführung, welche 1869 in Kopenhagen stattfindet, feiert einen überwältigenden Erfolg. Besonderes Lob erhält er von Franz Liszt über die gelungene Wendung im Finale: „g, g, nicht gis! Famos!“
Die französisch-ungarische Pianistin Suzana Bartal wird das Klavierkonzert unter der Leitung von Marc Minkowski präsentieren, der 2023 krankheitsbedingt absagen musste. Das Programm ergänzt er passend um Beethovens sechste Symphonie mit dem Beinamen Pastorale. Im Mittelpunkt steht die Lebendigkeit der Natur und des Landlebens mit all ihren idyllischen, aber auch bedrohlichen Facetten. So findet man sich am Ufer eines beschaulichen Bachs wieder und beobachtet fröhliche Dorftänze, die dann aber von einem aufziehenden Gewitter unterbrochen werden. Deutlich hört man in der Musik Vogelgezwitscher Regentropfen und Donner, obwohl es sich dabei nicht um Programmmusik handelt – Beethoven selbst vermerkt in der Partitur: „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei“. Die Musik soll somit Gefühle vermitteln: die Heiterkeit auf dem Lande, die Angst vor dem Unwetter und die Dankbarkeit nach dem Sturm. Für Beethoven, der bereits an Ohrensausen und teilweisem Hörverlust leidet, ist die Erholung in der Natur von besonderer Bedeutung: „Mein unglückseliges Gehör plagt mich hier nicht.“