Live im Atrium: Farbentanz – Musik des Expressionismus

Konzert in der Kunsthalle
Am Samstag, 25. Oktober 2025, um 19 Uhr ist die Musikalische Akademie Mannheim mit dem Format Live im Atrium in der Kunsthalle Mannheim zu Gast. Das Konzert ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung Kirchner, Lehmbruck, Nolde. Unter dem Titel Farbentanz – Musik des Expressionismus entfaltet der Abend einen außergewöhnlichen Dialog zwischen Klang und Farbe: Mit Alban Bergs Sieben frühen Liedern, Erwin Schulhoffs erstem Streichquartett und Béla Bartóks Duos für zwei Violinen lotet das Ostara-Streichquartett gemeinsam mit der Mezzosopranistin Ruth Häde die spannungsreichen Facetten des musikalischen Expressionismus aus.

Der Titel dieses Konzertabends in der Kunsthalle Mannheim ist nicht zufällig gewählt: Farbentanz heißt auch eine 1914 entstandene Druckgrafik Ernst Ludwig Kirchners. Drei Frauenfiguren, auf wenige, leuchtende Primärfarben reduziert, bewegen sich in einem ekstatischen Rhythmus, der eher gefühlt als realistisch dargestellt ist. Linien und Flächen scheinen zu vibrieren, der Raum verliert seine Tiefe, und doch entfaltet sich eine mitreißende Dynamik. Kirchners Werk ist ein Sinnbild für den Ausdruckswillen des Expressionismus – für die Aufhebung der Trennung zwischen innerer Empfindung und äußerer Form.
“Oben die Sonne, die farbige Strahlen sendet, rot blau gelb auf die tanzenden Frauen und Blumenwiese unten. Der Entwurf sieht schon jetzt fröhlich und zur Freude auffordernd aus.”
Ernst Ludwig Kirchner an Carl Hagemann, 3.12.1932
© Ernst Ludwig Kirchner: Farbentanz, 1933/34, Druckgraphik, Städel Museum Frankfurt, wikimedia commons
Diese Idee findet im musikalischen Programm ihr Echo: Drei sehr unterschiedliche, aber geistig verwandte Stimmen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begegnen einander. 

Alban Bergs Sieben frühe Lieder (1905–1908) sind noch von der Spätromantik geprägt, doch schon durchzogen von harmonischen Brüchen und schwebender Dissonanz. Naturbilder und Liebeslyrik erscheinen hier nicht idyllisch, sondern in einer gefilterten, fast traumwandlerischen Intensität – wie farbige Flächen, die sich überlagern und ein vibrierendes Ganzes ergeben. 

Erwin Schulhoffs erstes Streichquartett (1924) führt in eine völlig andere Welt: rhythmisch rastlos, scharfkantig, mit einer Mischung aus tänzerischer Energie und beißender Ironie. Hinter der motorischen Kraft blitzt immer wieder ein Abgrund von Melancholie auf – ein Spiegel der zerrissenen Zwischenkriegszeit, in der Vitalität und Verunsicherung untrennbar verbunden waren.
 
Béla Bartóks Duos für zwei Violinen (1931) schließlich destillieren volksmusikalische Motive auf ihre Essenz: archaisch, roh, unverstellt. Hier klingt das archaische Echo ferner Kulturen, das – ähnlich wie in der Bildkunst der Expressionisten – nicht als bloße Folklore verstanden werden will, sondern als Ursprungskraft, aus der Neues erwächst. 

Wie in Kirchners Farbentanz treten auch in dieser Musik Farbflächen – hier Klangfarben – in direkte Konfrontation. Es geht nicht um harmonische Einheit, sondern um das Nebeneinander von Gegensätzen: Licht und Dunkel, Zartheit und Härte, Stille und eruptiver Ausbruch. Der Konzertabend lädt dazu ein, den Expressionismus nicht nur zu sehen, sondern zu hören – als Bewegung, als Spannungsfeld, als tänzerisches Spiel der Emotionen, das bis heute nichts von seiner Dringlichkeit verloren hat. Das Ostara-Streichquartett bestehend aus Dennis Posin (Violine), Barbara Reetz (Violine), Clémence Apffel-Gomez (Viola) sowie Christine Wittmann (Violoncello) – und die Mezzosopranistin Ruth Häde, Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim, schaffen dabei eine Klangwelt, in der musikalische Ausdruckskräfte und grafische Analogien ineinandergreifen.

Ausstellungsbesuch: Gegen Vorlage des Konzerttickets kann an der Kasse am 25.10.25 ein Ausstellungsticket zum Gruppenpreis von 12 € erworben werden, der Ausstellungsbesuch ist möglich am 25.10.25 zwischen 10:00 und 18:00 Uhr 

Karten für diese Veranstaltung sind ab Mitte September erhältlich (weitere Informationen folgen).

Kurator*innen: Johan Holten, Luisa Heese, Dr. Ursula Drahoss 
Kuratorische Assistenz: Dorotea Lorenz




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