Diese Idee findet im musikalischen Programm ihr Echo: Drei sehr unterschiedliche, aber geistig verwandte Stimmen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begegnen einander.
Alban Bergs Sieben frühe Lieder (1905–1908) sind noch von der Spätromantik geprägt, doch schon durchzogen von harmonischen Brüchen und schwebender Dissonanz. Naturbilder und Liebeslyrik erscheinen hier nicht idyllisch, sondern in einer gefilterten, fast traumwandlerischen Intensität – wie farbige Flächen, die sich überlagern und ein vibrierendes Ganzes ergeben.
Erwin Schulhoffs erstes Streichquartett (1924) führt in eine völlig andere Welt: rhythmisch rastlos, scharfkantig, mit einer Mischung aus tänzerischer Energie und beißender Ironie. Hinter der motorischen Kraft blitzt immer wieder ein Abgrund von Melancholie auf – ein Spiegel der zerrissenen Zwischenkriegszeit, in der Vitalität und Verunsicherung untrennbar verbunden waren.
Béla Bartóks Duos für zwei Violinen (1931) schließlich destillieren volksmusikalische Motive auf ihre Essenz: archaisch, roh, unverstellt. Hier klingt das archaische Echo ferner Kulturen, das – ähnlich wie in der Bildkunst der Expressionisten – nicht als bloße Folklore verstanden werden will, sondern als Ursprungskraft, aus der Neues erwächst.
Wie in Kirchners Farbentanz treten auch in dieser Musik Farbflächen – hier Klangfarben – in direkte Konfrontation. Es geht nicht um harmonische Einheit, sondern um das Nebeneinander von Gegensätzen: Licht und Dunkel, Zartheit und Härte, Stille und eruptiver Ausbruch. Der Konzertabend lädt dazu ein, den Expressionismus nicht nur zu sehen, sondern zu hören – als Bewegung, als Spannungsfeld, als tänzerisches Spiel der Emotionen, das bis heute nichts von seiner Dringlichkeit verloren hat. Das Ostara-Streichquartett bestehend aus Dennis Posin (Violine), Barbara Reetz (Violine), Clémence Apffel-Gomez (Viola) sowie Christine Wittmann (Violoncello) – und die Mezzosopranistin Ruth Häde, Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim, schaffen dabei eine Klangwelt, in der musikalische Ausdruckskräfte und grafische Analogien ineinandergreifen.
Ausstellungsbesuch: Gegen Vorlage des Konzerttickets kann an der Kasse am 25.10.25 ein Ausstellungsticket zum Gruppenpreis von 12 € erworben werden, der Ausstellungsbesuch ist möglich am 25.10.25 zwischen 10:00 und 18:00 Uhr
Karten für diese Veranstaltung sind ab Mitte September erhältlich (weitere Informationen folgen).
Kurator*innen: Johan Holten, Luisa Heese, Dr. Ursula Drahoss
Kuratorische Assistenz: Dorotea Lorenz