Was hat Sie zum Violoncello geführt? Gab es einen prägenden Moment
oder eine inspirierende Person, die Ihre Entscheidung beeinflusst hat?
Schon als Kind war ich ständig von der warmen, tiefen Klangfarbe des Violoncellos
umgeben – und das lag nicht zuletzt daran, dass mein Vater Cellist ist. Cellomusik
war quasi immer im Hintergrund – besonders Schallplatten mit dem Cellisten Daniil
Shafran liefen bei uns rauf und runter. Ein Moment, der mir immer in Erinnerung
geblieben ist, war, als ich etwa zehn Jahre alt war und mit meinem Vater zu einem
Konzert des berühmten Cellisten Lynn Harrell ging. Ich war so hin und weg, dass
ich ihm nach dem Konzert sagte: „Eines Tages will ich genauso spielen wie er!"
Diese Begeisterung für das Cello hat mich nie losgelassen, und Jahre später hatte
ich tatsächlich das Glück, bei Professor Lynn Harrell selbst zu studieren – ein
echter Traum! Aber ehrlich gesagt, jedes Mal, wenn ich mein Cello in die Hand
nahm, dachte ich: Warum klingt es immer so viel besser, wenn er spielt?
Bis heute fasziniert mich die Vielseitigkeit des Instruments, und es treibt mich an,
immer weiter nach neuen klanglichen Möglichkeiten zu suchen.
Welche ersten Eindrücke haben Sie von Mannheim und der Musikalischen Akademie?
Meine ersten Eindrücke von Mannheim und der Musikalischen Akademie waren
durchweg positiv. Zuvor habe ich fünf Jahre beim Berner Symphonieorchester
gespielt, und der Unterschied zwischen Bern und Mannheim ist einfach riesig!
Bern ist eine gemütliche, eher ruhige Stadt, in der um 21 Uhr alles schläft.
Mannheim hingegen ist viel lebendiger und pulsiert auch abends noch richtig. Ich
liebe die Vielfalt der Stadt – mehr Restaurants, mehr Kultur und definitiv mehr
Action – etwas, das ich sehr schnell zu schätzen gelernt habe.
Die Innenstadt rund um den Wasserturm ist wirklich wunderschön. Aber was ich in
Bern fast täglich erlebt habe und tatsächlich ein bisschen vermisse, ist der
atemberaubende Blick vom Konzertsaal, Casino Bern, auf die weite
Alpenlandschaft mit der Jungfrau – einfach beeindruckend. Ganz ehrlich, ich
konnte mich nie sattsehen.
Gibt es einen Aspekt an der Musikalischen Akademie, der Sie überrascht hat?
Was mich hier wirklich überrascht hat, ist die lange Tradition der Musikalischen
Akademie. Die Akademiekonzerte gehören zu den ältesten Konzertreihen
Deutschlands – das war mir vorher nicht bewusst. Ich glaube, außerhalb
Mannheims wissen das viele gar nicht, was eigentlich schade ist, denn diese
Tradition und die Konzerte sind wirklich einzigartig. Ein besonderes Merkmal der Musikalischen Akademie ist, dass sie – im Gegensatz
zum Opernbetrieb im Nationaltheater – allein von den Mitgliedern des Orchesters
organisiert wird: von der Programmgestaltung über die Wahl der Solisten und
Dirigenten bis hin zur finanziellen Verantwortung. Diese Struktur macht die
Akademie in dieser Form wirklich besonders. Es wäre schön, wenn diese außergewöhnliche Konzertreihe noch stärker über die
Stadtgrenzen hinausstrahlen könnte. Dieses wunderbare Orchester, das als eines
der kulturellen Aushängeschilder Mannheims gilt, verdient es, noch stärker in den
Fokus gerückt zu werden. Tourneen oder CD-Produktionen wären großartige
Möglichkeiten, um diese herausragende Musikkultur weiterzutragen – allerdings
sind solche Projekte immer von verschiedenen Faktoren und Ressourcen
abhängig.
Gab es ein Akademiekonzert in der aktuellen Spielzeit, das Sie äußerst
berührt oder inspiriert hat?
Es gab schon einige Konzerte, die mich total bewegt und inspiriert haben. Aber
eines, das wirklich heraussticht, war die Aufführung von Mahlers 5. Symphonie
unter der Leitung von Ingo Metzmacher. In dieser Symphonie gibt es viele
Momente, in denen die Celli mit wunderschönen Kantilenen hervortreten, und es
war das perfekte Konzert, um meine Kolleginnen und Kollegen – und sie mich –
besser kennenzulernen. Die Celli haben so großartig geklungen, und in diesem
Moment wusste ich: Mein Platz ist hier!
Das Besondere an diesem Erlebnis war nicht nur die emotionale Tiefe der Musik,
sondern auch das Gefühl, Teil eines perfekt abgestimmten Ensembles zu sein.
Musik kann so unglaublich kraftvoll sein – sie verbindet uns, bewegt uns und lässt
uns unvergessliche Momente erleben. Dieses Konzert wird mir noch lange in
Erinnerung bleiben.