Mit großer Freude gratulieren wir Gabriel Faur herzlich zum bestandenen Probejahr als 1. Solocellist des Nationaltheater-Orchesters Mannheim! Wir freuen uns auf viele gemeinsame Konzerte mit der Musikalischen Akademie und haben die Gelegenheit genutzt, ihm einige Fragen zu stellen.
© Hans-Georg Fischer
Was hat Sie zum Violoncello geführt? Gab es einen prägenden Moment oder eine inspirierende Person, die Ihre Entscheidung beeinflusst hat? 

Schon als Kind war ich ständig von der warmen, tiefen Klangfarbe des Violoncellos umgeben – und das lag nicht zuletzt daran, dass mein Vater Cellist ist. Cellomusik war quasi immer im Hintergrund – besonders Schallplatten mit dem Cellisten Daniil Shafran liefen bei uns rauf und runter. Ein Moment, der mir immer in Erinnerung geblieben ist, war, als ich etwa zehn Jahre alt war und mit meinem Vater zu einem Konzert des berühmten Cellisten Lynn Harrell ging. Ich war so hin und weg, dass ich ihm nach dem Konzert sagte: „Eines Tages will ich genauso spielen wie er!" Diese Begeisterung für das Cello hat mich nie losgelassen, und Jahre später hatte ich tatsächlich das Glück, bei Professor Lynn Harrell selbst zu studieren – ein echter Traum! Aber ehrlich gesagt, jedes Mal, wenn ich mein Cello in die Hand nahm, dachte ich: Warum klingt es immer so viel besser, wenn er spielt? Bis heute fasziniert mich die Vielseitigkeit des Instruments, und es treibt mich an, immer weiter nach neuen klanglichen Möglichkeiten zu suchen.

Welche ersten Eindrücke haben Sie von Mannheim und der Musikalischen Akademie?

Meine ersten Eindrücke von Mannheim und der Musikalischen Akademie waren durchweg positiv. Zuvor habe ich fünf Jahre beim Berner Symphonieorchester gespielt, und der Unterschied zwischen Bern und Mannheim ist einfach riesig! Bern ist eine gemütliche, eher ruhige Stadt, in der um 21 Uhr alles schläft. Mannheim hingegen ist viel lebendiger und pulsiert auch abends noch richtig. Ich liebe die Vielfalt der Stadt – mehr Restaurants, mehr Kultur und definitiv mehr Action – etwas, das ich sehr schnell zu schätzen gelernt habe. Die Innenstadt rund um den Wasserturm ist wirklich wunderschön. Aber was ich in Bern fast täglich erlebt habe und tatsächlich ein bisschen vermisse, ist der atemberaubende Blick vom Konzertsaal, Casino Bern, auf die weite Alpenlandschaft mit der Jungfrau – einfach beeindruckend. Ganz ehrlich, ich konnte mich nie sattsehen. 

Gibt es einen Aspekt an der Musikalischen Akademie, der Sie überrascht hat?

Was mich hier wirklich überrascht hat, ist die lange Tradition der Musikalischen Akademie. Die Akademiekonzerte gehören zu den ältesten Konzertreihen Deutschlands – das war mir vorher nicht bewusst. Ich glaube, außerhalb Mannheims wissen das viele gar nicht, was eigentlich schade ist, denn diese Tradition und die Konzerte sind wirklich einzigartig. Ein besonderes Merkmal der Musikalischen Akademie ist, dass sie – im Gegensatz zum Opernbetrieb im Nationaltheater – allein von den Mitgliedern des Orchesters organisiert wird: von der Programmgestaltung über die Wahl der Solisten und Dirigenten bis hin zur finanziellen Verantwortung. Diese Struktur macht die Akademie in dieser Form wirklich besonders. Es wäre schön, wenn diese außergewöhnliche Konzertreihe noch stärker über die Stadtgrenzen hinausstrahlen könnte. Dieses wunderbare Orchester, das als eines der kulturellen Aushängeschilder Mannheims gilt, verdient es, noch stärker in den Fokus gerückt zu werden. Tourneen oder CD-Produktionen wären großartige Möglichkeiten, um diese herausragende Musikkultur weiterzutragen – allerdings sind solche Projekte immer von verschiedenen Faktoren und Ressourcen abhängig.

Gab es ein Akademiekonzert in der aktuellen Spielzeit, das Sie äußerst berührt oder inspiriert hat?

Es gab schon einige Konzerte, die mich total bewegt und inspiriert haben. Aber eines, das wirklich heraussticht, war die Aufführung von Mahlers 5. Symphonie unter der Leitung von Ingo Metzmacher. In dieser Symphonie gibt es viele Momente, in denen die Celli mit wunderschönen Kantilenen hervortreten, und es war das perfekte Konzert, um meine Kolleginnen und Kollegen – und sie mich – besser kennenzulernen. Die Celli haben so großartig geklungen, und in diesem Moment wusste ich: Mein Platz ist hier! Das Besondere an diesem Erlebnis war nicht nur die emotionale Tiefe der Musik, sondern auch das Gefühl, Teil eines perfekt abgestimmten Ensembles zu sein. Musik kann so unglaublich kraftvoll sein – sie verbindet uns, bewegt uns und lässt uns unvergessliche Momente erleben. Dieses Konzert wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
© Natalie Grebe


Gibt es ein Stück, das Sie immer wieder gerne aufführen?

Oh, da gibt es viele! Da fällt es mir schwer, nur eines zu nennen. Ich liebe besonders die Musik der Romantik. In der Orchesterliteratur komme ich immer wieder auf die Sinfonien von Brahms, Mahler, Bruckner, Dvořák oder Tschaikowski zurück. Apropos Tschaikowski – ich habe viele Jahre beim Württembergischen Kammerorchester Heilbronn gespielt und in dieser Zeit sicher über 100 Mal seine Streicherserenade aufgeführt. Doch auch nach all diesen Aufführungen macht es immer noch riesigen Spaß, dieses Werk zu spielen und das Publikum damit zu begeistern. In der Opernliteratur bin ich übrigens ein riesiger Puccini-Fan. Aber auch die Musik von Richard Strauss und Wagner hat es mir angetan. Wagners Orchestrierung ist einfach unglaublich – das, was wir Musiker im Orchestergraben hören, ist faszinierend. Im Saal nimmt man das oft nicht in dieser Intensität wahr, weil der Fokus mehr auf dem Bühnengeschehen liegt. Vielleicht sollte man Wagner-Opern zweimal erleben: einmal mit Konzentration auf die Bühne und ein weiteres Mal, um sich ganz auf die Orchesterklänge einzulassen.

Welche Werte sind Ihnen in der Zusammenarbeit mit anderen Musikerinnen und Musikern wichtig? 

In der Zusammenarbeit mit anderen Musikerinnen und Musikern sind mir vor allem gegenseitiger Respekt, Offenheit und ein gemeinsames musikalisches Verständnis wichtig. Letzteres funktioniert zwar nicht immer, aber man versucht, sich gegenseitig zu überzeugen – das gehört wohl dazu. Musik lebt vom Zuhören – nicht nur technisch, sondern auch emotional. Ein gutes Ensemble entsteht, wenn jeder bereit ist, sich auf die anderen einzulassen, aufeinander zu reagieren und gemeinsam einen Klang zu formen. Und ganz wichtig: Der Spaß darf dabei nicht zu kurz kommen! Musik soll lebendig, mit Leidenschaft und einem Hauch Humor gespielt werden – besonders, wenn man miteinander gut auskommt. Wenn Professionalität, Vertrauen und Freude zusammenkommen, entsteht eine ganz besondere Energie, die nicht nur uns Musiker, sondern auch das Publikum berührt.
© Hans-Georg Fischer
“Ich bin ein leidenschaftlicher FC Bayern München-Fan und sogar Vereinsmitglied.”

Abseits der Musik – wie verbringen Sie Ihre Zeit? 

Abseits der Musik verbringe ich meine Zeit am liebsten mit meinen beiden Kindern, die in Heilbronn leben, und mit meiner Lebensgefährtin. Ich bin außerdem ein echter Stadtmensch und liebe es, verschiedene Städte in Europa und weltweit zu besuchen – nicht nur wegen der Atmosphäre und kulturellen Vielfalt, sondern auch, weil ich ein leidenschaftlicher Restaurantbesucher bin, bereiten mir neue kulinarische Erlebnisse einfach große Freude. Ein weiteres großes Hobby von mir ist Fußball. Ich versuche, so viele Spiele wie möglich zu sehen und freue mich schon darauf, in der nächsten Saison einige Spiele live im Stadion zu erleben. Hoffentlich steigt der 1. FC Kaiserslautern auch noch in die Bundesliga auf – dann käme noch ein weiteres Stadion in der Nähe hinzu!


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