Kunsthallenkonzert: Kirchner, Lehmbruck, Nolde - Geschichten des Expressionismus in Mannheim
Im Gespräch mit der Mezzosopranistin Ruth Häde blicken wir voraus auf das Konzert Farbentanz – Musik des Expressionismus, das am Samstag, 25. Oktober 2025, im Rahmen von Live im Atrium in der Kunsthalle Mannheim stattfindet. Mit Alban Bergs Sieben frühen Liedern gestaltet sie ein Werk, das zwischen Spätromantik und musikalischem Aufbruch steht: von schwebender Harmonik, feinen Dissonanzen und einer lyrischen Intensität, die Klang und Emotion auf besondere Weise verbindet. Im Interview spricht Ruth Häde über ihre Annäherung an Bergs vielschichtige Klangsprache und die Faszination dieser expressiven Musik.
© Teresa Rothwangl
Im Folgenden spricht Ruth Häde über die Farben der Musik, die besondere Kunst des Liedgesangs und die Herausforderungen, die Alban Bergs Sieben frühe Lieder an sie stellen.

1. Der Konzertabend trägt den Titel „Farbentanz“, nach Kirchners Druckgrafik von 1914. Was macht für Sie den Reiz dieses Programms aus?
Es ist für mich das erste Mal, dass ich mich so intensiv mit den Kompositionen von Alban Berg auseinander setze. Ich finde es wahnsinnig spannend und werde definitiv dran bleiben. Der Titel „Farbentanz“ passt einerseits zu den so verschiedenen Farben in unserem gesamten Programm zwischen denen wir mühelos tanzen und andererseits aber auch zu den sieben frühen Liedern von A. Berg für sich, die ich singen werde. Jedes Lied drückt eine andere Farbe, eine anderes Gefühl aus. Diese genau gezeichneten Gefühle oder Situationen in den teilweise sehr kurzen Liedern stellen für mich den besonderen Reiz dieses Programm aus. Es fordert hohe Konzentration von mir, dem Quartett und auch dem Publikum, sich auf die verschiedenen Bilder einzulassen. Ich liebe diesen Tanz! 

2. Normalerweise sind Sie im Opernfach zu Hause. Am Konzertabend interpretieren Sie Alban Bergs Sieben frühe Lieder. Was begeistert Sie persönlich am Lied und welche Erfahrungen bringen Sie dabei ein?
Ich habe mich schon immer für Lied begeistern können. Es ist wie eine Oper in Kurzform. Man durchlebt die Gefühle, Gedanken oder die Situation der Figur im Zentrum der Texte, hat für diese ganzen Emotionen aber meist nur wenige Minuten. Es ist also sehr komprimiert oder besser: verdichtet. Das macht das Lied so spannend, wie ich finde. Dazu sind viele Lieder technisch höchst anspruchsvoll und es Bedarf höchster Präzision. Es würde mir sehr fehlen, wenn ich diese Gattung ausschließen müsste. 

3. Bergs Lieder verbinden Spätromantik mit frühem Expressionismus. Welche Besonderheiten oder Herausforderungen stellen sie für Sie als Sängerin dar, und wie nähern Sie sich ihrer Interpretation?
Oh, bei diesen Liedern gibt es viele Herausforderungen! Sie liegen für mich einerseits recht hoch, es wird meistens von einer Sopranstimme gesungen. Es gibt jedoch auch einige Mezzosoprane, wie mich, die diese Lieder singen, sie bergen dann nur anderen technische Herausforderungen, als für eine höhere Stimme. Ich beginne meist damit die Musik zu lernen und die Töne richtig singen zu können (das ist bei diesen Liedern schon manchmal etwas kniffelig). Danach beschäftige ich mich mit den Texten, schreibe sie ab und spreche sie laut vor mich hin, um der Emotion und der Intention des Textes so nah wie möglich zu kommen. Danach setze ich beides Zusammen. In diesem Fall spielen wir die Lieder mit dem tollen Ostara-Streichquartett. Eine besondere Challenge, denn wir haben keinen Dirigenten und müssen die Musik so gut kennen, dass wir gemeinsam spüren, wann die Musik nach vorne eilen will und wann wir uns zurücklehnen und der Musik und dem Text Raum geben können. Das war in der ersten Probe echt herausfordernd, aber inzwischen ist es so eine tolle Erfahrung gemeinsam durch die Lieder zu tanzen.
Ausstellungsbesuch: 
Gegen Vorlage des Konzerttickets kann an der Kasse am 25.10.25 ein Ausstellungsticket zum Gruppenpreis von 12 € erworben werden. Der Ausstellungsbesuch ist zwischen 10 Uhr und 18 Uhr möglich. Karten erhalten Sie auf der Homepage der Kunsthalle Mannheim.
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Ein Kurzinterview mit unserer Solo-Flötistin
Charlotte Kuffer hat ihr Probejahr als Solo-Flötistin erfolgreich bestanden und ist nun fester Bestandteil des NTO. Wir gratulieren herzlich und freuen uns, sie künftig als festes Mitglied in unseren Reihen zu wissen.
© Clara-Sophie Gross
Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Probejahr! Wie fühlt sich dieser Moment für Dich an?
Ich kann es immer noch gar nicht glauben, dass ich Teil dieses Orchesters sein darf - das ist ein überwältigendes Gefühl. Auch freue ich mich in Mannheim bleiben zu dürfen, da ich die Stadt in mein Herz geschlossen habe und schöne Freundschaften schließen durfte. Gerade da es sich um meine erste feste Stelle handelt, ist es nochmal etwas ganz Besonderes. 

Kannst Du uns etwas über Deinen musikalischen Werdegang erzählen?
Mit 11 Jahren wurde ich Jungstudentin für Flöte und Klavier an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. 2016 zog ich für mein Bachelor Studium nach München und gerade befinde ich mich mitten in meinem Master Studium am Mozarteum in Salzburg. Nach Verträgen am Staatstheater Kassel und an der Oper Hannover darf ich nun hier in Mannheim spielen. Aushilfen führten mich unter anderem in das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks oder zum Norwegian Radio Orchestra nach Oslo.

Wie würdest du den Probenalltag im Nationaltheater-Orchester beschreiben?
Das Schöne an meinem Beruf ist, dass trotz fester Probenzeiten nicht jeder Tag gleich ist. Was ich so faszinierend finde, ist, dass wir als Gemeinschaft jeden Tag etwas Neues erarbeiten und zusammen etwas erschaffen.

Gibt es ein Akademiekonzert, das dich während des Probejahrs besonders berührt hat? Warum?
Das Konzert mit Beethoven 9 hat mich besonders berührt. Danach habe ich mir besonders gewünscht, hier bleiben zu dürfen.

Auf welche Akademiekonzerte oder Projekte am Nationaltheater freust Du Dich besonders in der kommenden Spielzeit?
Das ist eine schwierige Frage, da ich die Programmauswahl der ganzen Spielzeit total toll finde! Wenn ich mich entscheiden müsste, wären besondere Highlights für mich Daphnis et Chloé und das 7. Akademiekonzert mit Till Eulenspiegel und Also sprach Zarathustra!
“Das Schöne an meinem Beruf ist, dass trotz fester Probenzeiten nicht jeder Tag gleich ist. Was ich so faszinierend finde, ist, dass wir als Gemeinschaft jeden Tag etwas Neues erarbeiten und zusammen etwas erschaffen.”

© Clara-Sophie Gross
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