Ein Urzustand des Flüchtigen, der nicht bleibt, aber zulässt, ohne zu wissen … Das ist die Grundidee hinter Wavering World, dem neuen Auftragswerk der Musikalischen Akademie Mannheim. Inspiriert von japanischer Mythologie, erforscht Dai Fujikura Klänge und Sphären, in denen Götter, Menschen und Natur eine friedliche Koexistenz führen; vollkommen und atemberaubend schön. Ressourcenknappheit und Klimakrise scheinen weit weg, die Erde als Möglichkeit. Als wolle uns der Komponist ganz sanft einen Spiegel vorhalten, in den wir freilich nur verschämt blicken können. Für diese wahrhaft kosmische Unternehmung hat sich die Musikalische Akademie Mannheim erstmals weltweit nach Partnern umgeschaut und den japanischen Tonsetzer zusammen mit dem Seattle Symphony Orchestra und dem Pacific Philharmonia Tokyo beauftragt.
Einleitend ein Höhepunkt deutscher Romantik mit schottischen Gefühlen, Mendelssohns Hebriden: „Möwen und Tran“ habe er vertont, Wellengang und Donnergrollen sind unüberhörbar, werden aber erst aufgeschrieben, als Mendelssohn wieder sicheres Festland unter den Füßen hat. Der Sog dieses Kleinods ist derart gewaltig, dass selbst Mendelssohns größter Neider, Richard Wagner, ihm das – etwas vergiftete – Kompliment eines „erstklassigen Landschaftsmalers“ macht.
Schuberts C-Dur-Symphonie als Vermächtnis: Für geraume Zeit die längste und üppigste Instrumentalkomposition, besticht das Werk durch makellose Architektur – den Liedkomponisten hört man dennoch stets heraus. Die Synthese aus Schuberts Welt, in der Wehmut und Genügsamkeit, Zweifel und Gebet oft Hand in Hand gehen. Wer genau hinhört, mag auch den ein oder anderen Heurigen entdecken, dem Schubert in Maßen zugetan war. „Himmlische Längen“, stellt Robert Schumann fest – und das ist ganz sicher ein Lob aus vollem Herzen, vollkommen unvergiftet.