Wer würde bei Pelleas und Melisande nicht sofort an Claude Debussy denken, den Schöpfer der gleichnamigen Oper, eines der Schlüsselwerke des französischen Impressionismus! Allein Arnold Schönberg ist dieses Opus magnum offenbar gänzlich unbekannt, als er sich an die Vertonung des märchenhaften Stoffes macht – just im Jahre 1902, in dem Debussys Oper uraufgeführt wird ...
Die rätselhafte Handlung kreist um die Halbbrüder Golo und Pelleas, Ersterer verheiratet mit Melisande, Letzterer in kindlicher Liebe mit ihr verbunden. So weit, so übertragbar auf diverse Opernlibretti. Doch Melisande ist anders. Verletzt und unberührbar; ängstlich, stellenweise gar stumm. Hinzu kommen ein verwunschener Wald, Ring und Krone – eine wahre Fundgrube für jeden Fin-de-Siècle-Komponisten! Schönberg hängt da ja noch voll drin, in dieser fragilen Scheinwelt mit dem spätromantisch reichen Orchesterklang. Seine Verklärte Nacht ist gerade erst drei Jahre alt, die Gurre-Lieder mitten in der Entstehung; den Nimbus als Publikumsschreck erarbeitet er sich erst in den Folgejahren. Noch schimmert seine kolossale Partitur in allen Farbschattierungen, die Instrumentation ist selbst für Meister Schönberg ein Husarenstreich und der dramaturgische Spannungsbogen wie aus dem Lehrbuch.
Wer könnte derlei Klangorgien besser bändigen als Axel Kober? Vom NTO geliebt seit seiner Zeit als Mannheimer GMD und längst hoch verehrter Dauergast von Bayreuth bis zur Mailänder Scala, gilt seine besondere Leidenschaft den komplexesten Partituren: Strauss. Wagner. Oder eben Schönberg.
Dazu nach eigener Aussage „etwas ganz curioses“ von Schumann: Das Ventilhorn ist noch recht jung – und Schumann zeigt a quattro, was dieses wunderschöne Instrument alles kann – eine virtuose Herausforderung für Samuel Seidenberg und unsere hauseigenen drei Solisten.