Italia! „Das Land, wo die Zitronen blühn“, Sehnsuchtsziel nicht erst seit Goethes Zeiten, steht Pate im Antrittskonzert von Maestro Rizzi Brignoli, dem Magier, dessen Trovatore das NTO einst von den Stühlen riss.
Da capo also, und wieder ist es Verdi, dem Rizzi Brignoli den Beginn der neuen Ära anvertraut: Wie düster dieses Werk beginnt! Unheimlich kommt es daher, und man ahnt: So richtig gut wird dieses mehr als dreistündige Historiendrama nicht enden. Auch wenn das Libretto es mit den geschichtlichen Tatsachen nicht allzu genau nimmt – Liebe und Hass, Treue und Rache inspirieren Verdi jedenfalls zu einigen der schönsten Melodien, die er je komponiert hat. In der Ouvertüre darf das Orchester ganz allein belcantieren; die Holzbläser noch recht stoisch, bevor später dann die Celli anheben, in samtener Verzückung.
Auf ganz andere Weise nähern sich Respighi und Casella ihrer Heimat: Beide Vertreter der generazione dell’ottanta, einer Gruppe um 1880 geborener italienischer Komponisten, suchen sie nach einem neuen Nationalstil, studieren dafür eifrig Quellen von Vivaldi bis Scarlatti und verweben Neobarock geschickt mit den folkloristischen Klängen ihrer Zeit. In summa ein Feuerwerk der Farben – Roms Ruinen wurden wohl nie plastischer besungen. Ganz naiv dürfen wir dem Tschingderassabum jedoch nicht trauen. Italien schlittert von der Monarchie direkt auf Mussolini zu, und il Duce zieht auch Casella lange in seinen Bann. Erst als er mit seiner jüdischen Ehefrau um Leib und Leben fürchten muss, beginnt die Distanzierung. Die vordergründig zwischen ländlicher Unschuld und Hollywood-Tragik changierende Musik überdeckt nur scheinbar die Abgründe seiner Zeit. Und genau deshalb lohnt es, sie neu zu entdecken.